Reisebericht Mekong-Delta

Das Mekong-Delta steht bei jeder Reise nach Vietnam ganz oben auf der Liste der bevorzugten Reiseziele. Und tatsächlich sollten Reisende dieses schöne Stückchen Land nicht auslassen. Hierzu soll in diesem Reisebericht des Mekong-Deltas etwas mehr erzählt werden. Eigentlich stellt das Mekong-Delta gar nicht so sehr das wirkliche Vietnam dar, denn dieses Gebiet war lange Zeit von den Khmer kontrolliert. Die Sümpfe und unwirtlichen Regionen des Deltas zogen Vietnamesen erst ab dem 17. Jahrhundert an, als die Mac-Fürsten hier Siedler herlockten. Diese kulturelle Entwicklung merkt man noch heute, denn die Menschen im Delta sind ein eigener Schlag. Das Leben hier ist geprägt vom modernen Vietnam und den kleinen Minderheiten der Khmer und Hoa (Chinesen).

Das traditionelle und ruhige Leben im Gebiet des Mekong-Delta

Lange Zeit war das Delta, das die Vietnamesen Cuu Long, also Neunschwänziger Drache, nennen, kaum besiedelt und spielte auch in der Geschichte dieser Region keine Rolle. Nur wenige alte Monumente und Sehenswürdigkeiten haben sich deswegen erhalten. Das Delta lebt einerseits von der Natur, die hier wirklich schön ist und dem Alltag der Menschen.

Das Mekong-Delta ist noch etwas besonderes. Trotz eines gewissen Wohlstandes, der durch die sehr fruchtbaren Reisfelder erwirtschaftet wird, gehen hier die Uhren noch anders. Man lebt wie früher – traditioneller und ruhiger. Das und die Natur hier macht einen wunderbaren, entspannenden Aufenthalt aus.

Erde ist im Mekong Delta ein wichtiges und wertvolles Gut
Erde ist im Mekong-Delta ein wichtiges und wertvolles Gut
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Eine Bootstour zu den Schwimmenden Märkten

Ziel Nummer eins sind wohl die Schwimmenden Märkte des Deltas. Sie sind nicht einzigartig, es gibt sie auch in Thailand und auch in der Halong-Bucht im Norden Vietnams. Doch hier ist es noch ein wenig besonders. Man merkt es schnell, wenn man nach knapp einer Stunde von Can Tho aus nach Cai Rang kommt. Es ist noch früh, gerade halb sieben, und dem Treiben auf dem Fluss zusieht. Dies ist nichts für Touristen. Nirgendwo schippert ein Boot herum, das irgendeinen Nippes verkauft. Die Schwimmenden Märkte haben an Bedeutung verloren, seitdem auch die kleinen Inseln durch Straßen und Brücken erschlossen wurden. Der Schwimmende Markt in Cai Rang ist dabei immer noch der größte. Die anderen Märkte, vor allem der in Cai Be, sind sehr touristisch geworden. Aber so eine Bootstour zu einem der Märkte gehört trotzdem zur Pflicht. Danach geht es dann durch die zahlreichen kleinen Kanäle. Manchmal hängen die Obstbäume bis in den Kanal, so dass man nur seine Hand ausstrecken muss, um eine Mango oder einen Wasserapfel zu pflücken.

Während und nach der Bootstour kommt das spannende Programm: Es heißt, das Leben hier am Mekong-Delta zu entdecken. Während der Bootsfahrt wird dem Reisenden bereits bewusst, dass Vietnam noch ein Entwicklungsland ist. Die Menschen nutzen das Wasser des Flusses für alles; sie waschen sich darin, sie waschen ihr Geschirr, sie kochen damit und trinken es. Der Fluss ist die Lebensader. Aber der Fluss ist auch dreckig. Ein paar Meter weiter kommt ein kleines Toilettenhäuschen, das direkt in den Fluss mündet.

Das Wasser ist Haupttransportweg im Mekong Delta
Das Wasser ist Haupttransportweg im Mekong Delta

Leben am Mekong-Delta heißt Leben wie im Mittelalter: ein interessanter Einblick

Und die Menschen leben hier, trotz moderner Annehmlichkeiten, immer noch im Mittelalter. Das alles fasziniert natürlich. Besonders Reisende, die historisch interessiert sind. Nun kann man sich vorstellen, wie es in deutschen mittelalterlichen Städten war.

Das Delta bietet sich für eine kleine Rundreise an. Es ist eigentlich schade, denn die meisten Besucher kommen gerade einmal für ein paar Tage. Viele machen sich nicht einmal die Mühe ins Delta zu gelangen, sondern besuchen nur My Tho, das vor den Toren Ho Chi Minh-Citys liegt. Wer das Delta richtig kennenlernen will, muss schon weiter fahren. Also geht es von Can Tho nach An Giang, einer Provinz an der kambodschanischen Grenze. In Long Xuyen, der Hauptstadt der Provinz, sieht man keine Ausländer. Ich bin alleine unter Vietnamesen. Niemand will mir etwas andrehen, niemand will mich irgendwohin fahren oder überreden, irgendwohin zu gehen. Ich gehe alleine durch die Stadt. Am Mekong-Ufer stehen kleine Liegestühle, ich setze mich hinein und entspanne. Eine Frau bringt mir einen vietnamesischen Kaffee. Und während ich ihn trinke schaue ich hinaus auf die schwimmenden Farmen. Dort leben die Menschen auf dem Mekong, arbeiten, schlafen, kochen, lernen. Für Europäer ein romantisches Leben. Die Vietnamesen sehen dies anders.

Vielleicht ist dies der eigentliche Genuss an der Reise ins Mekong-Delta? Tropisches Wetter, freundliche Menschen, schöne Orte, gutes Essen, wunderbare Natur, bunte Tempel, kleine Khmer-Tempel neben vietnamesischen Pagoden. Die Landschaft ist flach, man kommt allmählich ins Grübeln, denn die Abwechslung stellt sich nicht ein. Der Genuss ist die Reflexion über sich selbst, über ein Leben, das auch früher so in Deutschland existiert hat und heute, gegenwärtig, in Vietnam zu finden ist. Die Menschen sind glücklich, obwohl sie ein Leben führen, das man sich kaum vorstellen kann. Möglicherweise ist dies das Ziel der Mekongreise, eine Reise zu sich selbst.

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