Reisebericht Ho Chi Minh-City (Saigon)

Saigon (eigentlich Sai Gon), das heutige Ho Chi Minh-City, verbinden viele mit den romantischen Vorstellungen der französischen Kolonialzeit. Doch diese Zeiten sind vorbei. Wer meint, ein kleines verschlafenes Städtchen vorzufinden, wo lächelnde Vietnamesinnen sich in Xyclos fahren lassen, dürfte bei einem Besuch Sai Gons einen wahren Kulturschock empfinden. Dies soll im nun folgenden Reisebericht über Ho Chi Minh-City ein wenig beschrieben werden.

Tatsächlich ist Ho Chi Minh-City eine 8-Millionen-Metropole, die sich kaum von anderen Großstädten Asiens oder gar der Welt unterscheidet. Es heißt übrigens offiziell wirklich Ho Chi Minh-City, eine Kunststadt, die aus den alten Städten Sai Gon und Cho Lon mit ein paar umliegenden bäuerlichen Gemeinden verschmolzen wurde. Natürlich sagen die meisten noch Saigon, auch wenn dies eigentlich nur für den ersten Bezirk, Quan 1, wirklich zutreffend ist. Hier finden sich dann auch die alten Reste der Kolonialzeit.


Saigon – eine Stadt zum Einkaufen und Flanieren

Der Süden Vietnams ist erst sehr spät „vietnamesisch“ geworden. Saigon war zuerst eine Cham-Gründung, ab 1000 dann Khmer und wurde dann später von Chinesen und Vietnamesen bevölkert, die ab dem 17. Jahrhundert gen Süden wanderten. Allmählich wurde die Stadt vietnamesisch und ab dem 19. Jahrhundert dann auch offiziell ins Reich „Viet Nam“ eingegliedert. Doch 1852 kamen bereits die Franzosen. Dieser kleine geschichtliche Exkurs in diesem Reisebericht soll deutlich machen, warum man hier eben nicht die vielen Sehenswürdigkeiten vorfindet wie im Norden in Hanoi. Saigon ist eine Stadt  zum Einkaufen und zum Flanieren. Saigon ist eine Stadt zum Entdecken, denn es gibt sehr schöne Ecken hier. Die meisten Besucher lassen sich im ersten Bezirk nieder, in der Pham Ngu Lao oder Bui Vien. Von hier aus lassen sich alle schönen Sehenswürdigkeiten Saigons leicht zu Fuß erwandern, wenn die Hitze es denn zulässt.

Küchenszene in Ho-Chi-Minh-City
Küchenszene in Ho-Chi-Minh-City

So liegt die Kathedrale nahe der alten Prachtstraße Dong Khoi, die alte Rue Catinat, direkt neben der Hauptpost. Beides sind wunderschöne Beispiele für die koloniale Architektur. Von der Kathedrale aus braucht man nur ein Straße zu überqueren und schon ist man in einem kleinen Park, der auf den Wiedervereinigungspalast zuführt. Saigon war von 1945 bis 1975 Hauptstadt des Südens. Das merkt man heute noch, es gibt ein gewisses Flair hier. Unter der Hand gibt man auch schon gerne zu, dass man es am liebsten auch mal wieder wäre, Hauptstadt. Aber Vietnamesen lieben ihr Land und sind dem Norden dennoch treu. Politisch geprägte Äußerungen sollten Besucher dann doch auch lieber unterlassen. Die Museen und auch der Wiedervereinigungspalast stehen ganz im Dienste des Vaterlandes, es gibt sogar ein Ho Chi Minh-Museum. Und auch das Stadtmuseum lässt die Befreiung der Stadt 1975 nicht aus.

Saigon ist mehr eine Stadt für diejenigen, die Shopping machen wollen und dabei gerne flanieren gehen. Wer hier allerdings Marken wie Gucci und Prada nachgemacht und günstig sucht, der wird hier fehl am Platz sein. Hier ist wirklich mal alles echt. Und teuer. Obwohl die meisten Vietnamesen einen Monatslohn zwischen 35-150 Euro haben, versammeln sich in Saigon die teuersten Geschäfte. Wenn man die Nguyen Hue, die Hauptstraße Saigons, die vom wunderschönen Rathaus und dem berühmten Hotel Rex aus gen Saigon-Fluss führt, abläuft, wird man ein Luxusgeschäft nach dem anderen sehen.

Blick aus dem Hotel in Bui Vien, Saigon
Blick aus dem Hotel in Bui Vien, Saigon
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Luxus bedeutet in Vietnam vor allem europäische bzw. westliche Kultur

Den Saigonesen sagt man auch nach, sie hätten ein Händchen fürs Geschäftemachen. Saigon ist das, was Hanoi gerne wäre, eine moderne, pulsierende und vor allem reiche Metropole. So ein wenig wie Frankfurt und Bonn damals. Und weil viele Vietnamesen sich Luxus durchaus leisten können, findet man ihn in der Stadt. Luxus bedeutet in Vietnam vor allem auch europäische bzw. westliche Kultur. Und so finden sich Pizzerien, KFCs und Cafés alle Meter lang. Wer nach langer Abstinenz europäischen Kaffees mal wieder zulangen möchte, kann dies hier tun.

Die Stadt erwandert man am besten. Es gibt eigentlich keinen wirklichen Plan, man sollte sie erkunden. Neben dem Ben Thanh-Markt im ersten Distrikt, lohnt es sich nach Cho Lon zu fahren, und dort die chinesischen Viertel zu erwandern. Hier liegen auch die ältesten Pagoden, wie die Thien Hau-Pagode oder die Quan Am-Pagode und der chinesische Markt. Zwischen all den Betonbauten der Stadt finden sich dann doch mal wieder Relikte aus alter Zeit. Man muss sie aber suchen. Saigon repräsentiert eben nicht das alte, sondern das zukünftige Vietnam. Und das zeigt die Stadt seit kurzem auch mit ihrem Hochhaus, dem Bitexco Financial Tower. Ganz ehrlich, Saigon ist eine wunderschöne Stadt, aber wer wirkliches vietnamesisches Leben sehen will, der wird sich hier sehr unwohl fühlen. Saigon ist eine Stadt des Vergnügens, des Shoppings und Ausgehens. Keine Frage, die Stadt ist ein Muss auf jeder Vietnamreise, aber ein paar Tage reichen vollkommen aus, um alle Höhepunkte der Stadt zu sehen, sich auszuruhen und einzukaufen.

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