Die Geografie von Vietnam macht es einfach, das Land entweder von Norden nach Süden oder umgekehrt zu bereisen. Die meisten Menschen entscheiden sich dabei für die Nord-Süd-Variante, um ihre Reise mit einigen entspannten Strandtagen im wärmeren Süden zu beenden, ehe sie von Saigon aus ihre Heimreise antreten. Natürlich kann diese Route auch in die „Gegenrichtung“ bereist werden.
Mit dem Zug oder als Flug?
Empfehlenswert ist eine Reise von mindestens zwei Wochen, um dem Land gerecht zu werden – je nach Anzahl der Abstecher oder Entspannungstage zwischendurch sollten aber auch drei Wochen eingeplant werden. Zu bedenken ist auch die Reiseart: Die Zugfahrt mit dem „Reunifcation Express“ von Hanoi nach Saigon führt zwar durch landschaftlich schöne Gegenden, nimmt aber ohne Zwischenstopps schon drei Tage in Anspruch. Wer es geschickt macht, kann natürlich die längeren Streckenabschnitte als Nachtfahrt buchen und so nicht nur günstig reisen, sondern auch Hotelnächte sparen. Der SE1 fährt beispielsweise um 19:00 Uhr in Hanoi ab und kommt am nächsten Morgen um 07:48 in der Kaiserstadt Huë an, der SE7 fährt um 22:13 Uhr in Da Nang ab und kommt um 07:41 in Nha Trang an. Für den letzten Abschnitt bietet sich wiederum der SE1 an, der um 20:26 Uhr Nha Trang verlässt und um 03:45 die Endstation Saigon erreicht. Der SE7 verkehrt allerdings nicht täglich, sondern nur in der Hauptsaison.
Inlandsflüge gibt es mittlerweile reichlich und zu günstigen Preisen – ein kurzer Flug bringt da häufig eine große Zeitersparnis und deutlich mehr Komfort als der Zug. Andererseits sollte jeder einmal den Zug auf seiner Reise ausprobiert haben: Empfehlenswert ist die landschaftlich wunderschöne Strecke über den „Wolkenpass“ zwischen Hue und Da Nang: Für diese Strecke braucht der Zug auch nur zweieinhalb bis drei Stunden.
Unterwegs im Norden um Hanoi
Wer aus dem Ausland in den Norden Vietnams reist, landet in der beschaulichen Hauptstadt Hanoi, die für Vietnam-Neulinge zudem ein leichterer Einstieg in das Land ist als die chaotische Millionenstadt Saigon im Süden mit ihrem wahnsinnigen Verkehr. Wer nicht auf eigene Faust mit Motorrad oder Mietwagen unterwegs sein will, findet in der Altstadt von Hanoi außerdem zahlreiche Agenturen, die ein- oder mehrtägige Ausflüge in den Norden des Landes anbieten. Das mit Abstand beliebteste Ziel ist die berühmte Bucht von Ha Long, die entweder in Rahmen einer kurzen Tagestour besucht werden kann, oder als mehrtägige Tour mit Übernachtung auf einem Schiff. Kaum weniger gefragt sind Touren in das Hochland von Sapa mit seinen wunderschönen Reisterrassen und kleinen Bergdörfern. Die Zugfahrt nach Sapa dauert neun Stunden ab Hanoi. Weniger touristisch aber genauso schön ist die Region um Cao Bang kurz vor der chinesischen Grenze. Zu den Highlights gehören der Ban Gioc-Wasserfall und die Nguom Ngao-Höhle.
Wer sich für die jüngere Geschichte Vietnams interessiert, nimmt auch gerne den langen Weg nach Dien Bien Phu kurz vor der Grenze nach Laos auf sich, wo die Vietnamesen der Kolonialmacht Frankreich ihre empfindlichste Niederlage beibrachte und kurz darauf ihre Unabhängigkeit erlangten. Viel zu sehen gibt es jedoch nicht. Wurde Vietnam in die entgegengesetzte Richtung von Süden nach Norden bereist, ist Dien Bien Phu zugleich ein guter Ort um den Bus nach Laos (Muang Khua) oder Thailand (Udomxai) zu nehmen. Zwischen Dien Bien Phu und Hanoi verkehren Busse mit Schlafsesseln, die 12 Stunden brauchen. Vietnam Airlines braucht dagegen nur eine Stunde. Empfehlenswert ist es, von Hanoi mit dem Bus oder Zug nach Sapa zu fahren, dann weiter nach Dien Bien Phu und schließlich zurück zu fliegen.
Vom Norden durch Zentralvietnam
Südlich von Ninh Binh beginnt Zentralvietnam, wobei die industrielle Großstadt Vinh für Touristen wenig von Interesse bietet und lediglich zum Übernachten interessant ist. Der erste große touristische Halt ist gewöhnlich Hue mit seiner Zitadelle, für die die Verbotene Stadt in Peking Modell stand. Viele Gebäude wurden während des Vietnamkriegs zerstört, doch auch das, was noch übrig ist, ist beeindruckend genug. Zu den lohnenswerten Ausflugszielen gehören die Mausoleen der Kaiser und die heißen Quellen von Thanh Tan oder My An. Zahlreiche Agenturen in Hue bieten Tagesfahrten in die DMZ an, die „De-Militarisierte Zone“, die früher die Grenze zwischen Süd- und Nordvietnam darstellte und in der sich Amerikaner und Vietcong heftige Gefechte lieferten.
Von Hue geht die Fahrt weiter über den Wolkenpass (Hai Van), der zu den landschaftlich schönsten Gegenden Vietnams gehört. Daher sollte hier niemand fliegen, sondern lieber den Zug nach Da Nang nehmen oder einen Bus. Da Nang, die drittgrößte Stadt Vietnams hat dem Besucher nicht all zu viel zu bieten und dient vor allem als Tor zum Weltkulturerbe Hoi An. Zwischen den beiden Orten erstreckt sich über 10 Kilometer der wunderschöne Strand von My Khe, der bei den US-Soldaten als „China Beach“ bekannt war. Mittlerweile sind auch in Da Nang mehrere luxuriöse Hotels am Strand entstanden, die eine gute Basis für Ausflüge in die Region bieten. Neben dem hübschen Städtchen Hoi An mit seinem perfekt erhaltenen historischen Stadtkern sind auch die Ruinen der antiken Cham-Stadt My Son ein beliebtes Ziel.
Der Süden von Vietnam mit Saigon
Ehe es nach Saigon geht, empfehlen sich einige entspannte Tage in Nha Trang, dem größten Badeort von Vietnam mit seinem herrlichen Strand. Die Regierung fördert den Boom von Nha Trang weiter, indem die alte US-Airbase Cam Ranh zum Internationalen Flughafen ausgebaut wurde, der Charterflüge aus ganz Asien und vor allem Russland anlocken soll. Wesentlich ruhiger geht es im schönen Da Lat zu, der ehemaligen Sommerhauptstadt der französischen Kolonialherren, die ihre Villen lieber im kühlen Hochland bauten anstatt im heißen schwülen Saigon.
Eine Nord-Süd-Reise durch Vietnam endet gewöhnlich in der Metropole Saigon, die sich ideal für Tagesausflüge ins Mekong-Delta eignet, zu den berühmten Tunneln der Vietcong in Cu Chi und in den Cat Tien Nationalpark. Allein für diese Region sollte mindestens eine Woche eingeplant werden. Für abschließende entspannte Strandtage empfiehlt sich der Strand von Mui Ne bei Phan Thiet oder die Insel Phu Quoc an der kambodschanischen Grenze. Ironischerweise wird die schöne Insel heute häufig als „Phuket wenn es nicht zubetoniert worden wäre“ bezeichnet – während die Regierung genau das vorhat und gerade einen neuen internationalen Flughafen baut.