Der Vietnamkrieg und seine Auswirkungen auf das heutige Vietnam

Der Vietnamkrieg ist das einschneidendste Ereignis der modernen vietnamesischen Geschichte gewesen. Dreißig Jahre Krieg haben das Land 1976 in einem Trümmerfeld hinterlassen. Viele Vietnamesen haben Verwandte und Hab und Gut verloren. Noch heute sind die Auswirkungen des Krieges nicht zu übersehen.

Als Ho Chi Minh 1946 die Unabhängigkeit seines Landes von Frankreich forderte, konnte niemand voraussehen, dass dieses Ereignis einen dreißigjährigen Konflikt in Vietnam heraufbeschwören würde, der schließlich 1976 mit dem Sieg des kommunistischen Nordens und der Niederlage und Abzug der US-Amerikaner im Süden enden würde. Die USA, die ihre Interessen in Südostasien durch das kommunistische Regime in Nord Vietnam bedroht sahen, griffen ab 1964 aktiv ein und entwickelten den lokalen Konflikt zum Stellvertreterkrieg. Die USA und ihre Verbündeten, Südvietnam, erlebten 1976 eine Niederlage. Die USA mussten sich aus Vietnam zurückziehen und gleichzeitig wurde Südvietnam mit dem Norden vereinigt.

War Remnants Museum in Saigon: US Air Force Flugzeug
War Remnants Museum in Saigon: US Air Force Flugzeug

Neben den offensichtlichen Kriegsschäden wirkt sich der Krieg in drei Faktoren noch bis heute aus. Natürlich hat der Krieg erhebliche Schäden verursacht, vom menschlichen Leid ganz zu schweigen: knapp drei Millionen Tote. Aber viele Kriegsschäden sind behoben, die von den Amerikanern initiierte Isolation Vietnams gehört nun auch der Vergangenheit an und wirtschaftlich entwickelt sich das Land ebenfalls wieder prächtig. Die Auswirkungen des Embargos und Vorfälle wie das Massaker in My Lai stören aber die vietnamesisch- amerikanischen Beziehungen noch heute. Doch drei Auswirkungen lassen sich eben noch gegenwärtig festmachen.

Der massive Einsatz von Minen, die bislang noch nicht flächendeckend entfernt worden sind, stellt auch heute noch in einigen Gebieten eine Gefahr dar. Besonders im umkämpften Mittelvietnam liegen noch viele Minen im Boden. Nach dreißig Jahren dürften zwar viele von diesen mittlerweile entweder gefunden oder gesprengt worden sein, doch die ein oder andere Mine liegt noch im Boden. Besonders die Region um My Son in Mittelvietnam ist davon betroffen. Während ein Besuch von My Son keinerlei Gefahr darstellt, sind die Wälder um den kleinen Ort herum nicht sicher. Ab und zu kommen vietnamesische Bauern beim Arbeiten im Wald um. Häufig erwischt es Tiere. Wer um My Son herum wandern will, sollte dies nicht ohne Führer tun und keineswegs ausgewiesene Pfade verlassen. Minen stellen aber mittlerweile keine wirkliche Bedrohung mehr dar.

Dies sieht für die von den Amerikanern und ihren Verbündeten genutzten chemischen und biologischen Kampfstoffe erheblich anders aus. Das Entlaubungsmittel Agent Orange wurde während des Krieges massiv in Zentral- und Südvietnam eingesetzt. Die darin enthaltenden Dioxine verseuchten den Boden nachhaltig. Auch heute sieht man in Zentralvietnam einen ausgeprägten Sekundärwald: Der tropische Regenwald ist vollkommen zerstört. An vielen Stellen wächst sogar überhaupt kein Wald mehr. Die Böden hier sind sehr mit Dioxinen belastet. Noch heute werden in Quang Nam und Quang Ngai sowie im Mekongdelta viele Kinder mit Missbildungen geboren. Auch hier eine Entwarnung für Besucher. Die Dioxinbelastung würde sich erst nach einem jahrelangen Aufenthalt bemerkbar machen. Die behinderten Kinder bzw. mittlerweile Erwachsenen stellen ein großes soziales und politisches Problem dar, denen sich bislang aber noch keine „Lobby“ in Vietnam angenommen hat. Versuche, die Böden zu dekontaminieren, schlugen fehl. Die Dioxinbelastung wird noch einige Jahrzehnte erheblich erhöht sein.

Diese Panzer zeugen von den Kämpfen um Hue im Vietnamkrieg
Diese Panzer zeugen von den Kämpfen um Hue im Vietnamkrieg

Neben diesen beiden Faktoren ist der Wandel der Gesellschaft nicht zu unterschätzen. Vietnamesen, noch gestern Brüder, waren heute Feinde. Nordvietnamesen gegen Südvietnamesen. Dies Krieg stellte einen Bruch in der Gesellschaft dar. Der kommunistische Norden hat den Krieg gewonnen. 1976 war kein Jahr der Befreiung für den Süden, sondern das Jahr der Eroberung. Aus Angst vor Repressionen verließen Hunderttausende Vietnamesen das Land und flohen nach Europa oder in die USA. Die heute als Wiedervereinigung in der vietnamesischen Geschichte gefeierte Angliederung des Südens und des Nordens ist in Wirklichkeit die kommunistische Übernahme des Südens gewesen. Die Demokratie dort (auch wenn sie im Süden nur faktisch bestand) wurde beseitigt. Noch heute werden Südvietnamesen von bestimmten Ämtern und Studienfächern ausgeschlossen. Ihre Zulassung zum Jura- oder Journalismusstudium oder als Lehrer ist sehr erschwert. Das soziale Problem hat sich noch dadurch verschärft, dass der Süden die Folgen des Krieges besser verkraftet hat als der Norden. Saigon ist wirtschaftliches Zentrum des Landes, nicht Ha Noi. Die neue Generation der Vietnamesen ist glücklicherweise nur noch wenig von diesem Bruch betroffen, auch wenn der eine oder andere, z.B. Studium, durchaus noch die Folgen der Taten seines Großvaters zu spüren bekommt.

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Krieg ist immer eine verheerende Sache. Doch die Vergangenheit führt zur Gegenwart und in die Zukunft. Die heute noch fassbare Armut in Vietnam ist ein Ergebnis der dreißig Jahre Krieg in diesem Land, die ein herrliches, wohlhabendes Land innerhalb dieser Zeit in Schutt und Asche legten. Für Vietnam bedeutete dies ein Auferstehen wie Phönix aus der Asche: Nun wächst das Land wieder zusammen und gemeinsam sehen alle optimistisch in die Zukunft.

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