Musik in Vietnam

Vietnamesen lieben Musik. Es gibt wohl kaum ein Land, in dem so viele Menschen singen und Musik hören. Fast jeder jüngere Vietnamese geht mehrmals in der Woche zum Karaoke um zu singen. Studenten singen in der Universität bei Veranstaltungen oder Gesangswettbewerben und die Jugend ist von „Vietnam Idol“, dem vietnamesischen „DSDS“ mehr als begeistert. Und das erstaunliche daran ist, dass die meisten Vietnamesen durchaus Gesangstalent haben. Falsche Töne kommen da eher von dem eingeladenen, westlichen Gast. Dabei hat Vietnam einen Großteil seiner Tradition im Bereich Musik verloren.


Die traditionelle vietnamesische Musik hat Revolution und Krieg nur wenig überlebt. Durch die Kriege in Vietnam sind viele Lieder verloren gegangen, bevor sie verschriftlicht werden konnten. Musik wurde mündlich tradiert: Der Jüngere lernte vom Älteren. Wie im Westen auch, lieben vietnamesische Jugendliche heute mehr das Moderne. Das, was heute westlichen Ohren in Vietnam als traditionell angeboten wird, ist meist Musik aus den 1950er und 1970er Jahren – Musik zu Zeiten des Krieges. Die Jugend in Vietnam hört dagegen moderne Dance- und Technorhythmen oder koreanische Hip-Hip-Musik. Karaoke ist Pflicht – nicht nur für jüngere Vietnamesen! Aber die traditionelle Musik ist nicht ganz ausgestorben.

Im Old Quarter von Hanoi: Das bekannte Wasserpuppentheater Mua Roi Nuoc
Traditionelle Musik wird auch beim Wasserpuppentheater gespielt

Projekte der UNESCO haben die klassische Form der vietnamesischen Musik, die ca Hue (Gesänge aus Hue) wieder ins Leben gerufen. Orchester versuchen heute wieder in Vietnam, die klassische Hofmusik aus der Zeit der Nguyen-Kaiser (1804-1945) zu beleben. Auch die klassische Gesangskunst, neben dem Ca Hue auch die Hat A Dao (Sängerinnen) und Quan Ho (typische Volksmusik des Roten Deltas) werden wieder belebt. Die Hofmusik (nha nhac) wurde 2003 von der UNESCO zum immateriellen Kulturgut der Menschheit hinzugefügt. Konzerte finden häufig in der Zitadelle bzw. generell in der Stadt Hue statt. Diese klassische Musik basiert auf der chinesischen Musik, von der die Vietnamesen die Prinzipien übernommen haben. Gemischt wurde sie mit typischen südostasiatischen Elementen, die im Süden Vietnams noch bei vielen ethnischen Minderheiten zu finden sind. Besonders markant sind hierbei Duette, die oftmals sogar improvisiert werden. In Hoi An findet während des allmonatlichen Laternenfestes auch eine Darbietung dieser Duette statt.

Die Musik des Südens von Vietnam, vor allem des Mekongdeltas, ist stark indisch geprägt. Hier hört man den Einfluss der indonesischen und kambodschanischen Musik sehr stark. Gongs und Zimbeln werden von den ethnischen Minderheiten in Vietnam auch heute noch bei ihren Volksmusiken genutzt. Die Lieder handeln vom Leid, von Liebe und oftmals auch vom Krieg. Die vietnamesische Regierung versucht heute, diese Lieder zu sammeln und in Notation zu verschriftlichen, damit sie nicht verloren gehen. Das meiste, was heute an Volksmusik zu hören ist, stammt aber auch aus den 1970er Jahren. Seinen Reiz hat die vietnamesische Musik allemal.

Moderne Musik in Vietnam ist stark westlich geprägt. Beliebtestes Thema ist auch hier die Liebe, eventuell der Verlust derselben oder Trennungsschmerz zum heimatlichen Dorf. Dies macht die Musik romantisch, fast schon ein wenig zu romantisch. Unter dem Namen Vietpop oder V-Pop finden sich diese Gattungen auch im Westen. Rock-Musik wird seit einigen Jahren von Gruppen in Ha Noi oder Sai Gon produziert, hat aber in Vietnam nicht die Beliebtheit erlangt wie im Westen. Dagegen haben sich modernere Richtungen schnell bei der Jugend durchgesetzt. Der Vietrap, eine vietnamesische Variante des Hiphop, hat sich in ganz Vietnam verbreitet.

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Für viele Reisende in Vietnam mag der Mangel an alter oder klassischer Musik befremdlich sein. Aus jedem zweiten Geschäft dröhnt lautstark Technomusik. Doch Vietnam ist, anders als im Westen, eine junge Gesellschaft. 50 Prozent der Bevölkerung sind unter 25 Jahren! Die Jugend bestimmt den Alltag und das schlägt sich eben auch musikalisch nieder. Urlauber sollten sich dadurch nicht irritiert fühlen. Wer traditionelle Musik hören will, muss Konzerte oder Gesangsaufführungen besuchen. Wen dies interessiert, kann sich durch das Hotel beraten lassen. Diese traditionellen Aufführungen sind aber nur ein Schatten dessen, was früher einmal wirklich zu hören war.

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